Künstliche Intelligenz (KI) – im Englischen als „Artificial Intelligence“ (AI) bezeichnet – revolutioniert Industrie, Forschung und unseren Alltag. Doch bleiben die Herausforderungen die KI mit sich bringt häufig unerwähnt. In diesem Beitrag werden wesentliche hierdurch bedingte Herausforderungen beleuchtet, die mit dem massiven Aufkommen von KI-Technologien einhergehen.
1. Energieverbrauch und ökologischer Fußabdruck
Das Training großer KI-Modelle wie GPT-4 oder Claude-3 benötigt enorme Mengen an Energie. Laut Studien verschlingt ein einziges Trainingslauf eines großen Sprachmodells mehrere Hundert Megawattstunden Strom. Diese Mengen entsprechen dem Jahresverbrauch eines kleineren Haushaltsviertels und verursachen hohe CO2-Emissionen.
Auch der Wasserverbrauch zur Kühlung der Rechenzentren ist erheblich: Allein ein KI-Modell wie GPT-3 könnte über 700.000 Liter Wasser beim Training verbrauchen. Zudem steigt der weltweite Anteil des Stromverbrauchs durch Rechenzentren auf voraussichtlich 4–6 % am gesamten Stromverbrauch bis 2030.
2. Ressourcenverbrauch: Seltene Erden, Metalle und Plastik
Die Produktion von KI-Hardware wie GPUs, TPUs und spezialisierten Chips erfordert erhebliche Mengen an seltenen Erden (z. B. Neodym, Dysprosium), Edelmetallen (z. B. Gold, Palladium) und anderen Rohstoffen wie Kupfer, Aluminium und Kunststoffen. Der Abbau dieser Materialien ist energieintensiv, verursacht Umweltzerstörung, produziert toxische Abfälle und ist oft mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern verbunden.
Hinzu kommt die kurze Lebensdauer von Hardware-Komponenten: Der schnelle Fortschritt führt zu häufigem Austausch und einer wachsenden Menge an Elektroschrott.
3. Rebound-Effekt: Mehr Effizienz führt zu mehr Verbrauch
Effizientere Hardware und Algorithmen reduzieren zwar kurzfristig den Energiebedarf pro Rechenschritt, doch sie führen dazu, dass KI-Anwendungen breiter und intensiver genutzt werden. Dieser sogenannte Rebound-Effekt treibt den Gesamtverbrauch sogar noch weiter nach oben. Günstigere Rechenkapazitäten motivieren Unternehmen dazu, noch mehr KI-Systeme zu betreiben – beispielsweise für Werbung, Finanzanalysen oder Chatbots in Massenanwendung. In wie weit diese Rebound-Effekte durch Effizienzgewinne in Industrie, Büros und Privathaushalten wieder aufgehoben werden ist noch völlig unklar.
4. Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
KI ersetzt immer häufiger menschliche Arbeit. Besonders betroffen sind Bereiche wie Kundenservice, Datenerfassung, Buchhaltung oder einfache journalistische Tätigkeiten. Auch hochqualifizierte Jobs, etwa in der Medizin oder Softwareentwicklung, geraten durch KI-Automatisierung unter Druck.
Die damit einhergehenden sozialen Folgen sind enorm: Erwerbslosigkeit, ungleiche Verteilung von Produktivitätsgewinnen und wachsende soziale Ungleichheit zwischen Hoch- und Geringqualifizierten drohen sich zu verschärfen.
5. Diskriminierung durch algorithmische Verzerrungen
KI-Systeme werden mit großen Datenmengen trainiert, die gesellschaftliche Vorurteile widerspiegeln. Das kann zu diskriminierenden Entscheidungen führen: etwa bei Bewerbungen, Kreditvergaben oder polizeilicher Risikoeinschätzung. Wenn historische Daten Diskriminierung enthalten, verfestigt die KI diese in der Zukunft.
6. Halluzinationen und Unzuverlässigkeit
KI-Modelle erzeugen nicht nur korrekte Inhalte, sondern auch erfundene Fakten, sogenannte „Halluzinationen“. Besonders bei Sprachmodellen (Large Language Models) treten solche Fehler auf, ohne dass für Laien erkennbar ist, welche Informationen tatsächlich korrekt sind. Dies birgt Risiken in Bereichen wie Medizin, Recht oder Journalismus.
7. Intransparenz (Black-Box-Verhalten)
Viele KI-Modelle sind extrem komplex und für Menschen nicht nachvollziehbar. Entscheidungen können nicht erklärt oder begründet werden. Das erschwert Kontrolle, Regulierung und Vertrauen. Bei sicherheitskritischen Anwendungen wie autonomem Fahren oder Kreditentscheidungen ist dies besonders problematisch.
8. Ethische Risiken und Missbrauch
KI kann für fragwürdige oder ethisch bedenkliche Zwecke eingesetzt werden: etwa zur Gesichtserkennung in Überwachungssystemen, zur Manipulation öffentlicher Meinung oder gar zur autonomen Kriegsführung. Besonders gefährlich sind meines Erachtens die missbräuchliche Erstellung und Verbreitung von Videos und Bildern. Es wäre z.B. denkbar, dass realistische Videonachrichten von Protesten oder Anschlägen verbreitet werden, die real nie stattgefunden haben. Die Grenze zwischen sinnvoller Nutzung und Missbrauch ist oft schwer zu ziehen, insbesondere ohne klare gesetzliche Rahmenbedingungen.
9. Datenschutz und Überwachung
Viele KI-Systeme basieren auf riesigen Mengen personenbezogener Daten. Dabei ist häufig unklar, wie diese Daten verarbeitet, gespeichert oder weiterverwendet werden oder auf welchen Originaldaten sie basieren. In autoritären Staaten werden KI-Systeme genutzt, um Bürger umfassend zu überwachen. Auch in demokratischen Gesellschaften entstehen erhebliche neue Herausforderungen für den Datenschutz. Hier darf die Politik nicht nachhinken.
10. Soziale Isolation und Kompetenzverlust
Der zunehmende Einsatz von KI-basierten Assistenten, Chatbots und Pflegerobotern kann zu einer Verarmung menschlicher Interaktion führen. Menschen gewöhnen sich daran, mit Maschinen zu kommunizieren, was langfristig soziale Kompetenzen und Empathie schwächen kann. Auch in der Bildung zeigt sich, dass Schüler durch automatisiertes Feedback weniger reflektieren oder eigenständig denken. Heute meist noch vorhandene Bildungskompetenzen könnten massiv weniger werden. Und es gibt auch mit Sicherheit mächtige Akteuere denen es gelegen käme wenn die Bevölkerung „dümmer“ wird. Dann ist diese leichter mit Brot und Spielen zu kontrollieren.
11. Geopolitsche Machtveränderungen
Wenn KI-Systeme eines Tages den Menschen in fast allen kognitiven Disziplinen übertreffen, werden sich große politische und auch geopolitsche Veränderungen ergeben.
Wirtschaftliche Macht wird sich extrem konzentrieren, Unternehmen oder Länder mit Zugang zu höchstentwickelter KI dominieren dann die Welt. Märkte verändern sich radikal: Angebot wird exponentiell effizienter, Nachfrage wird vom Mensch als Konsumenten dominiert (nicht mehr als Produzenten) und Kapital ersetzt Arbeit vollständig, wer Kapital und Zugang zu KI besitzt, profitiert; ohne Umverteilung entsteht extreme Ungleichheit.
KI ist der größte wirtschaftliche Umbruch seit der Industrialisierung – aber mit höherem Tempo. Die Arbeitswelt wird sich radikal verändern, Wertschöpfung verlagert sich zu denjenigen, die KI beherrschen, bauen oder kontrollieren.
Alle die jetzt frühzeitig in nachhaltige, effiziente digitale Infrastruktur, Halbleiter, KI-Modelle und Daten investieren (als Staat, Unternehmen oder Einzelperson), werden überproportional profitieren.
Und natürlich darf bei all dem Demokratie, Nachhaltigkeit und Umweltschutz nicht vergessen werden. KI kann der Menschheit nur dann nachhaltig nützen, wenn dabei das Ökosystem Erde nicht ruiniert wird und globale Ressourcen nicht übermäßig genutzt werden. KI und Green IT Hand in Hand gesteuert von einer demokratischen Politik die sich der vielfältigen zugrunde liegenden Risiken bewußt ist, dann kann dies etwas Gutes werden.