In Zeiten zunehmender Digitalisierung stehen Unternehmen und öffentliche Institutionen vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen ihre IT leistungsfähig und zukunftssicher gestalten, gleichzeitig aber auch ökologische Verantwortung übernehmen. Zwei Konzepte gewinnen in diesem Kontext immer mehr an Bedeutung: souveräne IT und nachhaltige IT. Spannenderweise gehen diese beiden Aspekte Hand in Hand – und oft ist souveräne IT auch die nachhaltigere IT.
Was bedeutet souveräne IT?
Unter souveräner IT versteht man die Fähigkeit von Organisationen, die Kontrolle über ihre Informationssysteme, Daten und Technologien zu behalten. Es geht darum, Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern – insb. Cloud-Anbietern außerhalb der EU oder der BRD – zu vermeiden und zudem eigene Standards zu setzen und IT-Infrastrukturen flexibel, skalierbar und sicher zu gestalten.
Kernprinzipien souveräner IT:
- Eigene Datenhoheit: Sensible Daten bleiben im Einflussbereich der Organisation.
- Technologieunabhängigkeit: Vermeidung von Vendor Lock-ins und Nutzung offener Standards.
- Transparenz und Nachvollziehbarkeit: IT-Systeme lassen sich überwachen, analysieren und optimieren.
Grüne und Nachhaltige IT: Mehr als nur Energieeinsparung
Nachhaltige IT umfasst Maßnahmen, die den ökologischen Fußabdruck der digitalen Infrastruktur reduzieren. Dazu zählen insbesondere:
- Energieeffiziente Rechenzentren und Hardware
- Verlängerung der Lebensdauer von IT-Geräten
- Reduzierung von CO₂-Emissionen durch Cloud-Strategien und Optimierung von Workloads
- Einsatz von Open-Source-Software, die ressourcenschonend betrieben werden kann
- Green Coding und bewußte Softwareauswahl – und konfiguration
Die Schnittmenge aus Unternehmenssicht: Warum souveräne IT oft nachhaltiger ist
Betrachten wir ein mittelständisches Unternehmen, das zunehmend auf digitale Prozesse angewiesen ist. Für dieses Unternehmen ist souveräne IT nicht nur ein Sicherheits- und Kontrollthema, sondern auch ein entscheidender Hebel für Green IT – also die umweltbewusste Gestaltung der gesamten IT-Infrastruktur.
- Effizienz durch volle Kontrolle
Das Unternehmen betreibt eigene Server und hybride Cloud-Lösungen. Durch souveräne IT weiß die IT-Abteilung genau, welche Systeme wann laufen, welche Workloads ausgelastet sind und wo Energie verschwendet wird. Auf Basis dieser Transparenz können gezielt unnötige Server abgeschaltet oder Lasten besser verteilt werden. So reduziert das Unternehmen den Stromverbrauch und senkt gleichzeitig die CO₂-Emissionen – ein klarer Beitrag zu Green IT. - Längere Lebenszyklen von Hardware
Viele Unternehmen sind gezwungen, Hardware frühzeitig zu ersetzen, weil proprietäre Systeme nur eingeschränkt kompatibel sind. Das Beispiel-Unternehmen setzt hingegen auf offene Standards und modulare Komponenten. Drucker, Server und Netzwerktechnik lassen sich einfacher erweitern, nachrüsten oder wiederverwenden. Lebenszyklen können für wichtige Assets selbst festgelegt werden. Dies verringert Elektroschrott und spart Ressourcen – ein direkter Green-IT-Effekt. - Bewusste Auswahl energieeffizienter Technologien
Mit souveräner IT kann das Unternehmen gezielt energieeffiziente Hardware und Software einsetzen. Prozessoren mit niedrigem Energieverbrauch, Virtualisierung von Servern, optimierte Storage-Lösungen – alles lässt sich gezielt planen. So wird die IT-Infrastruktur nicht nur kosteneffizient, sondern auch ökologisch sinnvoll betrieben. - Ökologisch orientierte Cloud-Strategien
Souveränität bedeutet, dass das Unternehmen frei wählen kann, welche Cloud-Dienste genutzt werden. Es entscheidet sich für Rechenzentren mit Ökostrom, regionale Standorte, die den Energieaufwand für Datentransfers und Supportfahrten minimieren, sowie bedarfsgerechte Skalierung. So kombiniert das Unternehmen Flexibilität und Nachhaltigkeit, ein Kernprinzip moderner Green IT. - Nachhaltige Softwareentwicklung
In einer souveränen IT-Umgebung entwickeln die Teams Software, die effizient läuft und Ressourcen schont. Sie programmieren nur das was wirklich benötigt wird. Außerdem vermeiden unnötige Hintergrundprozesse, unnötige Services und setzen auf schlanke, wartbare Architekturen. Das spart Energie im Betrieb und reduziert den ökologischen Fußabdruck digitaler Anwendungen.
Fazit: Für jede Organisation ist souveräne IT ein wichtiger Hebel für Green IT.
Je mehr eine Organisation oder ein Unternehmen seine Systeme kontrolliert, je mehr Systeme „souverän“ betrieben werden, desto mehr und zielgerichteter kann es effizient, flexibel und nachhaltig handeln. Vergleichen Sie es mit Auto-Leasing und Auto-Besitz: Sie können zwar ein möglichst effizientes Leasing-Auto beschaffen, aber Extrem-Tuning können Sie nur an einem Auto in ihrem Besitz machen.
Klar ist allerdings: souveräne und nachhaltige IT braucht natürlich mehr Planung, sowie weitreichendere laufende Überwachung, Kontrolle und Verbesserung der umgesetzten Maßnahmen
Dennoch, Nachhaltigkeit und digitale Souveränität sind keine getrennten Themen, sondern sich ergänzende Strategien, die wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen gleichzeitig liefern, wenn sie durchdacht geplant und umgesetzt sind.
